Zum Inhalt springen

Biskussion zur Identität

Was bestimmt unsere Identität als queere Menschen? Das ist gar nicht so einfach zu sagen, und Identität als Begriff ist ziemlich schwierig zu fassen.

In der Biskussion haben wir uns mit den Erlebnissen aus unserer Geschichte beschäftigt, die unsere Identität beeinflussten. Also wie unsere Umwelt und wichtige Menschen in unserem Umfeld auf uns, und auf relevante Ereignisse reagierten. Mit relevanten Ereignissen sind Ereignisse gemeint, die uns nicht nur direkt, aber auch indirekt betreffen. Direkt wenn wir als hetero bezeichnet werden, obwohl wir es nicht sind. Indirekt wenn ein Klassenkamerad in der Schule als Schwuchtel beschimpft wird. Diese Form der Agression trifft den eigenen Kern obwohl sie auf jemand anderen zielt. Ein queerer Mensch schreckt dann vielleicht zurück sich zu outen oder verdrängt die eigene Sexualität und versucht sich sogar der heteronormativen Gesellschaftsordnung anzupassen.

In unserem Leben werden uns aufgrund unserer Herkunft, unseres Gender und unserer Vergangenheit immer wieder Eigenschaften zugeschrieben. Dass wir als weiblich gelesene Personen fürsorglich seien und uns als männlich gelesene Personen vor anderen beweisen müssten. Dass wir als Bäckerkind mal die Bäckerei übernehmen. Vieles davon sind normativ geprägte Eigenschaften. Als Frauen sollen wir Kinder kriegen und als Männer Kinder zeugen. Wenn man in das heteronormative Gerüst der Gesellschaft fällt, dann mag das passen. Diese Art der Zuschreibung kann aber auch schnell zur Zumutung werden, etwa wenn es darum geht, dass wir heteronormativ heiraten müssen, obwohl wir homoromantisch lieben. Dass wir unseren Mann stehen müssen, oder uns als Mann nicht mit Puppen oder Popmusik beschäftigen dürfen, obwohl wir Tailor Swift ziemlich gut finden. Dass Frauen kein Mathe können, obwohl wir in Mathe richtig gut sind. Dass Frauen nicht einparken können. All das wird von außen bestimmt.

Auf der anderen Seite steht dann unsere imaginierte Identität. Also was wir sein wollen, wo wir uns sehen. Im Dialog mit uns selbst versuchen wir allen Herausforderungen Herr zu werden. Wir bilden eine kontinuierliche Persönlichkeit aus, erhalten unser Selbst trotz Veränderungen, die uns widerfahren. Wir bestehen aus einer Vielzahl an Eigenschaften – wir gehen gern Skilaufen und fahren gerne Rad, haben heterosexuelle Freunde, und wollen trotzdem ein queeres Lebensgefühl entwicklen. Um konsistent zu sein, vereinen wir all diese Elemente unseres selbst logisch und widerspruchsfrei. Und wir sehen zu, dass die Elemente miteinander verträglich sind, und validieren sie. So erreichen sie Kohärenz.

Es ergeben sich daraus Identitätsvorstellungen und Wünsche.

Diese ganzen Facetten unseres Selbst führt zur paradoxen Ambition der Einheit der Differenz der Identität. Wir haben mehr Ansprüche an uns selbst als wir erfüllen können. Um konsistent, kontinuierlich und kohärent zu sein, können nicht allen Wünschen, Ansprüchen, Forderungen und Zumutungen gerecht werden. Wir können nicht zugleich den Wunsch der Familie nach einer heterosexuellen Langzeitehe entsprechen, wenn wir gleichgeschlechtlich lieben.

In lockerer Atmosphäre haben wir bei guten Essen darüber Reflektiert, wer unsere Identität beeinflusste und wie wir sie aktuell erfahren. Es war ein überaus schöner Abend und wir freuen uns alle schon aufs nächste Mal.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.